Jeden Tag gehen bei der Gemeinde Stemwede neue Hinweise aus der Bevölkerung über entdeckte Schädlingsnester ein, mit der Bitte, diese möglichst umgehend zu entfernen. Schließlich entwickeln die Raupen ab etwa Mai kleine Brennhärchen, die Juckreiz, Hautentzündungen und vereinzelt auch Nesselsucht auslösen können, kommt man damit in Kontakt. „An den Bundes-, Landes- oder Kreisstraßen ist die jeweilige Landes- oder Kreisbehörde zuständig, auf Privatbesitz die jeweilige Eigentümerin bzw. der Eigentümer des Grundstücks“, erklärt Katrin Stuwe, die Leiterin des Stemweder Bauhofes. „Entsprechend kümmern wir uns um Bäume auf gemeindeeigenen Grundstücken.“
Um sich die Dimensionen besser vorstellen zu können: Die Gemeindeverwaltung ist in Stemwede für rund 30.000 Bäume zuständig, gut ein Drittel davon sind Eichen. „Da mittlerweile so gut wie jede Eiche vom Eichenprozessionsspinner mehr oder weniger befallen ist, müssen wir von Baum zu Baum entscheiden, wie wir vorgehen“, erklärt Stuwe. An stark frequentierten Bereichen, wie etwa Kindergärten, Schulen oder Spielplätzen müsse schneller gehandelt werden, als beispielsweise an weniger stark befahrenen Straßen außerhalb der Ortschaft.
** Gemeinde verzichtet bewusst auf Pflanzenschutzmittel **
Anders als andere Kommunen, setzt die Gemeinde nicht auf Pflanzenschutzmittel, sondern auf das mechanische Absaugen der Nester. „Es gibt zwar zugelassene Biozide, die aber nicht nur die Raupen des Eichenprozessionsspinners abtöten, sondern auch viele andere nützliche Insekten“, erklärt Stuwe den Standpunkt der Gemeindeverwaltung. „Damit treibt man das generelle Insektensterben nur voran. Außerdem müssen viele andere Faktoren passen, damit solch ein Mittel überhaupt effektiv wirkt.“
** Entfernung der Nester nur durch Profis **
Aufgrund der Vielzahl der Nester und die zum Teil schwierige Erreichbarkeit in den Baumkronen, setzt die Gemeinde auch externe Unternehmen mit Spezialgerät ein und nicht allein die geschulten Mitarbeiter des Bauhofes. „Ich rate dringend davon ab, Nester auf Privatgrundstücken eigenständig zu entfernen“, rät Katrin Stuwe. „Das müssen Profis mit Schutzkleidung und dem entsprechenden Werkzeug machen.“
Die Leiterin des Bauhofes ist für die Hinweise aus der Bevölkerung sehr dankbar, kann die Unsicherheit vieler Stemwederinnen und Stemweder gut verstehen, aber bittet auch um Verständnis, wenn nicht jedes Nest sofort entfernt wird. „Der Eichenprozessionsspinner ist ein unangenehmer Zeitgenosse, aber Panik ist unangebracht.“ Wenn möglich solle man befallene Bäume kennzeichnen und den Bereich drumherum meiden, falls sich Brennhaare durch den Wind lösen und umherwirbeln. Weitere Empfehlungen und Informationen zum Eichenprozessionsspinner sowie Ansprechpartner bei Fragen, gibt es hier.
„Wir müssen uns wohl oder übel mit dem Eichenprozessionsspinner arrangieren“, so Katrin Stuwe, die davon ausgeht, dass das Schädlingsproblem in den kommenden Jahren nicht weniger wird. Die Gemeinde Stemwede stellt sich daher auch auf weiter steigende Kosten für die Bekämpfungsmaßnahmen ein und arbeitet an Verträgen mit entsprechenden Fachfirmen.
Wissenswertes über den Eichenprozessionsspinner:
Der Eichenprozessionsspinner ist ein harmloser und eher unscheinbarer Nachtfalter, mit grau-braunen Flügeln und einem dicklichen und behaartem Körper in ähnlich grau-braunen Farben. Wie alle Schmetterlinge durchläuft auch der Eichenprozessionsspinner verschiedene Entwicklungsstadien. Ab Ende April schlüpfen die Raupen und wachsen von Mai bis August in fünf bis sechs Stadien. Dabei häuten sie sich regelmäßig. Ab dem dritten Entwicklungsstadium, ab etwa Mitte Mai, bilden sie mit Nesselgift gefüllte Brennhaare aus. Die Haare werden mehrere Millimeter lang. Auf jede Raupe kommen bis zu 600.000 Haare. Auf unserer Haut können die feinen Haare Entzündungen und starke Reizungen auslösen, wenn sie aufbrechen und ihr Gift abgeben. Bedingt durch den Klimawandel und die steigenden Temperaturen breitet sich der Prozessionsspinner auch immer weiter nördlich aus. Ursprünglich ist er in Südeuropa heimisch.